Feministische Künstlerinnen, die man kennen sollte
Feministische Kunst ist längst mehr als ein Randphänomen. Immer mehr Künstlerinnen nutzen ihre Arbeiten, um auf soziale Ungleichheiten aufmerksam zu machen, Geschlechterrollen infrage zu stellen und marginalisierte Perspektiven sichtbar zu machen.
In diesem Beitrag stellen wir Dir fünf feministische Künstlerinnen vor, die mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Gleichstellung leisten.
Was macht Kunst eigentlich feministisch?
Feministische Kunst ist eine Haltung, die oft unter den Teppich gekehrt wird. Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, Machtverhältnissen, Körperbildern, Repräsentation und sozialer Ungleichheit. Künstlerinnen, die feministisch arbeiten, setzen sich kritisch mit bestehenden Strukturen auseinander, oft aus einer persönlichen Perspektive heraus, aber mit klarer politischer Wirkung.
Feministische Kunst ist auch eine Antwort auf die lange Unsichtbarkeit von Künstlerinnen in der Geschichte. Museen, Galerien und Kunstmärkte wurden über Jahrzehnte von Männern dominiert. Noch heute sind Werke von Frauen in Ausstellungen und im Kunsthandel unterrepräsentiert.
Feministische Künstlerinnen im Porträt
Hier findest du eine Auswahl von Künstlerinnen, die mit ihrer Arbeit feministische Themen sichtbar machen. Sie arbeiten mit verschiedenen Medien wie Malerei, Fotografie und Performance und prägen mit ihrer Perspektive die Gegenwartskunst.
Frida Kahlo (1907–1954)

Frida Kahlo zählt zu den bekanntesten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts und doch war ihre Arbeit lange Zeit auf ihre Biografie reduziert. Dabei war ihre Kunst politisch, unbequem und ihrer Zeit weit voraus. Kahlo malte nicht nur Selbstporträts, sondern ein Leben, das von Schmerz, Körperlichkeit und Selbstbestimmung geprägt war. In einer männlich dominierten Kunstwelt behauptete sie sich mit einem völlig eigenen Stil, der Elemente des Surrealismus, der mexikanischen Volkskunst und persönlicher Symbolik verband.
Ihr nach einem schweren Unfall mehrfach operierter Körper war zentrales Thema ihrer Bilder, ebenso wie das Frausein an sich. Kahlo thematisierte Abtreibungen, Fehlgeburten, Sexualität, Begehren, Krankheit und Isolation. Damit sprach sie Erfahrungen an, die in der Kunstwelt kaum Platz hatten. Obwohl sie zeitlebens im Schatten ihres Mannes Diego Rivera stand, wurde sie später zur feministischen Ikone – weil sie den Mut hatte, ihre Realität zu zeigen.
Judy Chicago (1939)

Judy Chicago gilt als eine der Schlüsselfiguren der feministischen Kunstbewegung in den USA. Bereits in den 1970er-Jahren schuf sie mit dem Werk The Dinner Party ein großformatiges Kunstprojekt, das bis heute weltweit diskutiert wird. Es handelt sich um einen dreieckigen Tisch mit 39 Gedecken für Frauen aus der Geschichte – von Sappho bis Virginia Woolf. Jeder Platz ist kunstvoll gestaltet und steht für die Leistungen einer Frau, die oft nicht einmal in Geschichtsbüchern erwähnt wird.
Chicago geht es darum, Frauen in der Kunst einen gleichwertigen Raum zu geben. Ihre Themen sind Mutterschaft, Geburt, Menstruation, Sexualität und gesellschaftliche Erwartungen an Frauen. In ihren Installationen und Textilarbeiten verbindet sie klassische Handwerkstechniken wie Sticken oder Keramik mit politischem Inhalt. Judy Chicago steht für eine feministische Kunst, die sich weder zurücknimmt noch in ein ästhetisches Korsett zwängen lässt.
Kara Walker (1969)

Kara Walker ist bekannt für ihre großformatigen Scherenschnitte, die auf den ersten Blick wie romantische Szenen aus dem 19. Jahrhundert wirken. Doch beim genaueren Hinsehen entfalten sie ihre ganze Wucht. Ihre Werke thematisieren Rassismus, Sklaverei, Kolonialgeschichte und patriarchale Gewalt in drastischen Bildern, die bewusst provozieren.
Walker setzt sich mit der Frage auseinander, wie Macht, Gewalt und Sexualität in kulturellen Bildern dargestellt werden. Sie nutzt die klassische Technik des Scherenschnitts, um stereotype Erzählungen zu dekonstruieren und verdrängte Geschichte aufzuzeigen. Dabei geht es ihr nicht um moralische Antworten, sondern um eine offene Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und ihren Nachwirkungen bis in die Gegenwart. Kara Walker gehört zu den wichtigsten Stimmen der Gegenwartskunst, weil sie gesellschaftliche Machtverhältnisse künstlerisch so klar und zugleich so vielschichtig sichtbar macht.
Shirin Neshat (1957)

Shirin Neshat beschäftigt sich in ihrer Kunst mit der Rolle der Frau in islamisch geprägten Gesellschaften, aber auch mit Exil, Identität und Zugehörigkeit. In ihren Schwarz-Weiß-Fotografien, Videoinstallationen und Filmen verbindet sie persönliche und politische Themen auf beeindruckende Weise. Sie ist selbst im Iran geboren und lebt seit der Islamischen Revolution im Exil in den USA. Diese Erfahrung prägt ihre Arbeit.
Bekannt wurde sie unter anderem mit der Fotoserie Women of Allah, in der Frauen mit verschleiertem Blick, Gewehr und kalligrafischen Texten abgebildet sind. Die Kombination aus westlicher Bildsprache, islamischer Kultur und politischen Symbolen erzeugt eine Spannung, die weit über visuelle Wirkung hinausgeht. Neshats Werke zeigen Frauen nicht als Opfer, sondern als handelnde, denkende, fühlende Subjekte in einem komplexen Gefüge aus Religion, Politik und Kultur. Sie hinterfragt westliche Klischees ebenso wie patriarchale Strukturen im eigenen kulturellen Hintergrund.
Yoko Ono (1933)

Yoko Ono ist eine der einflussreichsten Künstlerinnen der Konzept- und Performancekunst, auch wenn sie lange Zeit vor allem als „Frau von John Lennon“ wahrgenommen wurde. Dabei war Ono bereits in den 1960er-Jahren eine zentrale Figur der internationalen Avantgarde. Ihre Arbeiten sind oft minimalistisch, aber inhaltlich radikal. Sie stellen Machtverhältnisse infrage und fordern das Publikum auf, aktiv Teil der Kunst zu werden.
Ein bekanntes Beispiel ist ihre Performance Cut Piece (1964): Yoko Ono saß regungslos auf einer Bühne, während das Publikum eingeladen war, ihr nach und nach die Kleidung vom Körper zu schneiden. Die Aktion thematisierte gesellschaftliche Machtstrukturen, den männlichen Blick auf den weiblichen Körper und die alltägliche Grenzüberschreitung, die viele Frauen erleben. Onos Kunst ist geprägt von einem starken politischen und feministischen Impuls. Sie arbeitet mit Sprache, Körper, Raum und Partizipation. Ihr Werk fordert Aufmerksamkeit und Eigenverantwortung und bleibt damit bis heute hochaktuell.
Feminismus in Kinderbüchern – starke Vorbilder für die nächste Generation
Gleichberechtigung ist kein Thema, das erst im Erwachsenenleben auftaucht. Sie beginnt viel früher – bei den Geschichten, die wir unseren Kindern erzählen. Denn wer von klein auf erlebt, dass Frauen stark, mutig, klug und kreativ sind, für den ist Gleichstellung ganz selbstverständlich.
Deshalb haben wir bei Hautfarben eine besondere Auswahl an Kinderbüchern, die Geschichten von mutigen Frauen und Mädchen zeigen. Sie fördern Mut, Selbstbewusstsein und Entschlossenheit und bieten vielfältige Vorbilder.
👉 Kinderbücher über starke Frauen und Mädchen entdecken